Als ich in den letzten Tagen darüber nachdachte, was ich Ihnen für die Weihnachts-Zeit mitgeben möchte, fiel mir immer wieder ein Vortrag ein, den ich kürzlich beim Paritätischen Hessen hielt:
Fundraising HandsOn - Strategie: Handeln.
Überall lesen wir derzeit, wie Strategien für ein Fundraising in „schlechten Zeiten“ funktioniert. Die Einen raten dazu, diejenigen um die Gas-Pauschale zu bitten, die sie vermutlich nicht brauchen. Andere raten, Ruhe zu bewahren und so weiter zu machen, wie bisher, denn
Jahres-Endzeit ist Jahres-Spendzeit.
Über eins sind sich alle einig: Wer nicht vorbereitet ist, kann auch jetzt nicht viel erreichen. Denn Fundraising ist Ackerbau und Viehzucht, nicht jagen und sammeln. Oder wie die Geschichte eines chinesischen Bambus uns lehrt: Es kann schon mal 5 Jahre dauern, bis er wächst. Trotzdem kommen die Bauern täglich zu dem frisch gesäten Baum, gießen und hegen das zarte Pflänzchen. Nach fünf Jahren wächst der Bambus dann einen Zentimeter pro Tag. Und das kann er nur, weil er ein stabiles Wurzel-Werk aufgebaut hat. So fällt er nicht um.
Daher gibt es heute von mir eine Checkliste, wie Ihr Fundraising so aufgestellt ist, dass es nicht umfällt, und Sie handlungsfähig sind und bleiben - auch in herausfordernden Zeiten.
1. Vision und Allein-Gebe-Merkmal kennen
Fragen Sie sich: Warum braucht es Ihre Organisation, Ihr Projekt? Wie verändert es die Gesellschaft zum Positiven? Welche Wirkung, welchen Impact und Outcome erzielen wir? Was sind unsere Stärken und Schwächen, welche Risiken und Chancen gibt es? Was ist unser Allein-Stellungs- bzw. Allein-Gebe-Merkmal? Was machen wir anders als die, die etwas Ähnliches machen? Wie zeichnen wir uns aus, heben uns ab? Und welchen persönlichen Mehrwert haben unsere Unterstützenden, wenn sie uns spenden, ehrenamtlich helfen etc.? (Mehr zu Vision und Wirkung finden Sie im Artikel
Vision und Mission - Der Weg ist nicht das Ziel)
Und fassen Sie die Antworten in wenige Worte, vielleicht sogar in einen Slogan. Denn wenn sich eine Fundraising-Gelegenheit bietet, ist es immer gut, die eigene Vision kurz und griffig erklären zu können. (Kurz zum Elevator Pitch:
Tipp 6 der Sales Artist Reihe)
2. Zielgruppe(n) kennen
Egal, ob nach
Sinus Milieus oder Generationen eingeteilt - kennen Sie Ihre Zielgruppe(n)? Was wünschen sich diese Menschen? Was sind deren Painpoints bzw. Herausforderungen? Und was tragen wir dazu bei, dass diese Menschen uns glücklicher verlassen, als sie gekommen sind? Machen Sie sich ein Bild Ihrer Zielgruppe(n), und erstellen Sie Personas. Diese Personas bitten Sie dann um Spenden und danken ihnen nach deren Bedürfnissen. (Mehr zur Zielgruppen-Analyse im Artikel
Sales Artist werden - Zielgruppe kennen)
3. Datenbank pflegen und erweitern
Eine stetig und gut gepflegte Datenbank ist Ihr Kapital. Prüfen Sie regelmäßig: Gibt es diese Menschen noch? Wohnen noch an der Adresse oder kam vielleicht beim letzten Mal der Brief zurück? Stimmen die Namen oder hat eine Person geheiratet und den Namen des Eheleut angenommen? etc.
Erweitern Sie Ihre Datenbank, um alle möglichen Daten, zum Beispiel Geburtstage zum Gratulieren, E-Mail oder Post-Adresse - je nachdem, was Sie bereits haben, besondere Vorlieben und Wünsche, das Netzwerk, das vielleicht auch für Sie interessant ist etc..
Und sammeln Sie bei Treffen und Veranstaltungen, auf Infoständen und Messen weitere Kontakte mit Visiten-Karten und oder Einträge in eine Liste, die Sie auslegen.
4. Beziehungen pflegen und danken
Ob online über Newsletter, Social Media und Homepage oder offline per Brief, Postkarte und Telefon - Beziehungs-Pflege ist entscheidend für erfolgreiches Fundraising. Es bindet Fördernde vor allem auch in der Krise. Seien Sie der verlässliche Partner, die mitfühlende Freundin, auf den und die ich zählen kann, der und die an meiner Seite steht, auch wenn die Zeiten herausfordernd sind.
Und
danken Sie spendenden-zentriert: Was bewirkt die Spende für die Gesellschaft? Was hat die spendende Person als persönlichen Mehrwert davon? Erzählen Sie Geschichten, die mitreißen, in denen die Fördernden sich selbst wieder finden. Entdecken Sie Gemeinsamkeiten, und machen Sie sich gemeinsam auf den Weg, statt die Fördernden in einer Info-Flut untergehen zu sehen. (Mehr zu Storytelling und Heldinnen- und Helden-Reisen gibts im Artikel
Storytelling ist Storylistening)
Und feiern Sie gemeinsam die Spende - ob als Dank-Fest oder Jubel-Brief / Postkarte / E-Mail - „Hurra, mit Ihrer Spende haben Sie … geholfen …! Danke dafür“.
5. Involvieren, reaktivieren, upgraden
Nehmen Sie Ihre Spendenden und Fördernden mit auf Ihre Mission, den Weg zum Verwirklichen Ihrer gemeinsamen Vision. Gerade kleine und lokale Organisationen und Initiativen können leicht ihre Fördernden persönlich kennen lernen und ihnen zeigen, was die Spende bewirkt. Machen Sie Kontakt-Angebote wie: Kommen Sie vorbei! Feiern Sie mit uns! Etc.. Das sorgt auch für Transparenz. (Mehr dazu unter
Transparenz durch Spenden-Siegel oder
Fundraising Magazin - Spendensiegel im Vergleich)
Menschen, die schon einmal gespendet haben, sind leichter zu reaktivieren, als Neu-Spendende zu akquirieren - und auch günstiger, weil Zeit sparender. Gerade in der Krise gilt: Jetzt Menschen wieder ansprechen, die schon mal gespendet haben - „aus gegebenem Anlass“. Denn diese kennen Sie schon und haben eine Beziehung zu Ihnen und Ihrer Organisation und Vision.
Bitten Sie darum, die Spende zu erhöhen, dort wo Sie wissen, die Person kann sich das leisten - und oder um die Gas-Pauschale. Und danken Sie denen, die Ihnen und Ihrem Projekt trotz der neuen Herausforderungen treu bleiben.
6. Vorlagen und Checklisten erstellen
Vorlagen und Checklisten helfen, wenn es mal schnell gehen muss. Für Mailings helfen Text-Bausteine und Geschichten, die Sie in ruhigeren Zeiten gesammelt und aufgeschrieben haben. Für Förder-Anträge helfen Text-Bausteine ebenso, denn sie müssen nur noch ein wenig auf die Stiftung, den Geber angepasst werden und „ab geht die Post“. Für Telefonate können Sie sich einen Gesprächs-Leitfaden erstellen. Das gibt Sicherheit. (Mehr zu Gesprächs-Leitfaden gibt es unter
Sales Artist - Tipp 8)
Klar zugeordnete Aufgaben helfen, dass alle wissen, wer wann was macht oder zu machen hat. Ein sogenannter ZAP (Zeit-, Aufgaben- und Personal-Plan) hilft, den Überblick zu bewahren. Listen Sie hier auf, welche Aufgaben welche Person zu welchem Zeitpunkt erledigen und erledigt haben soll. So kommt Ruhe ins Arbeiten, und ich kann Punkt für Punkt abarbeiten mit dem guten Gefühl an alles gedacht zu haben.
7. Liste mit Nummern und Adressen „Im Notfall kontakten“ vorbereiten
Halten Sie eine Liste vor mit Nummern und Adressen von Groß-Spendenden, Kooperations-Firmen, Mitgliedern, Ehrenamtlichen, Kollegium mit guten Kontakten etc., die Sie im Notfall anrufen oder anschreiben können. Und fragen Sie erst mal nach Rat, denn eine alte Fundraising-Weisheit besagt: „Wer nach Geld fragt, bekommt einen guten Rat, wer nach Rat fragt, bekommt Geld“ - woher auch immer.
8. Newsletter passender Geber und Programme abonnieren
Wenn Sie die Fördermittel-Geber identifiziert haben, die zu Ihnen und Ihrer Vision passen, abonnieren Sie deren Newsletter. So sind Sie immer informiert, welche neuen Ausschreibungen und Programme diese anbieten. Alternativ können Sie Ihren Gebenden auch auf Social Media folgen.
9. Noch mehr hilfreiche Newsletter
Oder Sie tun beides und abonnieren zusätzlich noch Newsletter, die Infos zu Fundraising und Fördermitteln zusammen stellen wie Stifter helfen, Skala Campus, Phineo, IBPro, der Paritätische Hessen etc..
Im
Gediga Fundraising und PR Newsletter erfahren Sie monatlich die Fördermittel- und Wettbewerbs-Ausschreibungen der nächsten drei bis vier Monate, Termine und Link-Tipps sowie die Welt-Tage des Monats.
10. Synergien nutzen
Ich glaube fest daran: Wenn wir kooperieren, vergrößern wir den „Kuchen“. Denn wer Aufgaben aufteilt und Ressourcen gemeinsam nutzt, kann mehr erreichen. Gemeinsam schaffen wir mehr Aufmerksamkeit für unser Anliegen und so auch mehr Förderung.
Nutzen wir also unsere Synergien und arbeiten zusammen, als Gleich-Gesinnte für Gleich-Gesinnte.
Bonus-Tipp - vier Maßnahmen zum Weiterlesen
Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich nun eine ruhige und friedliche Weihnachts- und Jahres-End-Zeit.
Starten Sie gut und gesund ins neue Jahr!
Und freuen Sie sich auf 2023 mit vielen weiteren Tipps und Hacks für erfolgreiches Fundraising, Texte, die die Menschen lesen und Marketing, das Spaß macht.
Ihre Christine Gediga