Wie wir unsere Mission erfolgreich zum politischen Thema machen
Denken Sie auch, wenn Sie „Lobby-Arbeit" oder „lobbyieren" hören: „Auf das Niveau lasse ich mich nicht herab."? Lobby-Arbeit ist besser als ihr Ruf. Denn Politik braucht fachlichen Input. Unsere Abgeordneten können sich nicht in jedem Thema auskennen und haben selten die Zeit, sich mit jedem Thema tiefgreifend auseinander zu setzen. Daher sind sie dankbar, wenn es Menschen gibt, die ihnen ihre Themen nah bringen.
Professionell, transparent und strategisch angegangen kann Lobby-Arbeit positive Veränderungen bewirken, unsere Mission auf die politische Agenda setzen und uns unsere Wirkungs-Ziele erreichen lassen.
In fünf Schritten zur politischen Wirkung
Zuerst ein
Netzwerk spannen
Um erfolgreich die eigene Mission und Vision auf die politische Agenda zu setzen, ist der erste Schritt, ein Netzwerk aufzubauen. Dazu fragen wir uns: Was wollen wir mit unserem Netzwerk erreichen? Welches Ziel verfolgen? Was erwarten wir von unseren Kontakten? Welche Kontakte sind strategisch sinnvoll?
Dabei setzen wir auf Qualität statt Quantität. Einige wenige aktive Kontakte, die zu uns und unseren Wirkungs-Zielen gut passen, bringen mehr als viele passive, die breit gestreut sind.
Dann heißt es: Erst geben, dann nehmen. Vertrauen schenken und Synergien nutzen. Proaktiv auf Menschen und Organisationen zugehen, die wir im Netzwerk haben wollen, und die Kontakte pflegen. Eigenes Wissen und eigene Kontakte weitergeben und den Zugang zu Personen, die wir kennen, öffnen. Und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, öffnen sich für uns die Türen.
Öffentlichkeits-Arbeit und Kommunikation als zweiter Schritt
Wie erreichen wir die Politik?
Die politische Kommunikation kann über viele Kanäle passieren.
Presse-Mitteilungen
und
Presse-Konferenzen
schaffen Aufmerksamkeit in den Medien.
Auch eine
Demo, ein gepflegtes
Social Media
und
Newsletter
zum Thema können für Interesse in der Gesellschaft und bei den Medien sorgen.
In
Info-Veranstaltungen stellen wir unsere Mission vor
und tauschen uns mit Anderen aus.
Für
Kampagnen
und
Petitionen
braucht es SMARTe Ziele (spezifisch, messbar, aktions-orientiert und attraktiv, realistisch und terminierbar). Die Botschaft sollte klar und spezifisch definiert sein, das Ziel messbar festgelegt: Welche Wirkung und welche Zielgruppe wollen wir mit der Aktion erreichen? Welche Aktion machen wir? Welche attraktive Geschichte erzählen wir? Und welche Storyline bzw. welchen Handlungs-Plot nutzen wir: schockend, aktivierend, informierend? Können wir das Ziel realistisch erreichen? Haben wir genug Ressourcen: Wer macht’s wann? Und wann wollen wir die Kampagne starten? Gibt es zum Beispiel einen Anlass-Tag? Ein gesellschaftliches Ereignis? Wie lang soll die Kampagne dauern?
Mit
persönlichen Gesprächen
wie
etwa in Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger kommen wir mit Abgeordneten der Kommunal-Politik direkt ins Gespräch und können unsere Themen platzieren. Wie Sie ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben, lesen Sie in der Reihe
Sales Artist auf dem Gediga Fundraising und PR Blog. Hier erfahren Sie auch, wie Sie mit geschickten Small Talk-Einstiegen und der AIDA-Formel auf (politischen) Veranstaltungen auf sich aufmerksam machen (Attention), Interesse an Ihrem Thema wecken (Interest) und den Wunsch auslösen (Desire), etwas zu tun (Action).
Um auf persönliche Gespräche gut vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, ein Positions-Papier mit unserem Anliegen zu erstellen. Ein Dank mit weiterführendem Dialog-Angebot und kurzem Stichwort-Protokoll bringt uns nach dem Gespräch wieder ins Gedächtnis des Gesprächs-Gegenübers.
Drittens: das Positions-Papier - Was gehört rein, und wie ist es aufgebaut?
Das Positions-Papier ist der Kern der Lobby-Arbeit und enthält unsere Position und Forderungen.
Die Sprache sollte unsere Position klar formulieren. Kurze Sätze und eine klare Argumentations-Linie sorgen dafür, das alle Personen unsere Forderungen leicht und schnell verstehen. Denn wenn ich etwas leicht verstanden habe, setze ich mich auch eher dafür ein.
Wir vermeiden unklare Adjektive, die oft bei verschiedenen Menschen für verschiedene Deutungen,
Framing sorgen - außer wir kennen die Personen gut und wissen, wie sie bestimmte Wörter deuten.
(Mehr zu klarer Sprache und ansprechenden Texten lesen Sie im Artikel
Mit Worten Bilder malen.)
Auch das Positions-Papier selbst ist kurz und knackig auf zwei Seiten erstellt. Am Anfang steht die Forderung, Vision und Position mit den Worten „Wir fordern..." oder - ein wenig sanfter - „Wir wünschen uns...". Dann folgen die Erläuterungen. Diese enthalten höchstens drei Absätze bzw. Argumente, die gesellschaftlich und für das Gegenüber relevant sind. So gibt es etwa beim Thema Migration verschiedene Schwerpunkte je nach politischer Ebene: Der Bund setzt den Schwerpunkt auf Zuwanderung, Bundesländer und Kommunen sehen eher Flucht, Schule, Wohnraum und gelungene Integration als Thema, und kirchliche Gemeinden haben Integration und Religion auf der Agenda.
Gegen-Argumente und Einwände nimmt das Papier vorweg und entkräftet sie, so weit möglich. (Zur Einwand-Behandlung siehe Sales Artist Reihe)
Und unsere Forderungen sind immer gleich und transparent, egal bei welcher Partei und welchem Gesprächs-Gegenüber.
Im vierten Schritt die passenden Entscheidenden finden
Die systematische Recherche nach politisch Handelnden und politischen Strukturen ist das Fundament erfolgreicher Lobby-Arbeit.
Zunächst identifizieren wir, welche Parteien und politischen Entscheidungs-Tragenden zu unseren Wirkungs-Zielen bzw. unserer Vision und Mission passen. Kennen wir womöglich schon jemand? Haben wir schon „warme Kontakte“, die uns „Türen öffnen" können? Wer kennt wen, auch „über ein paar Ecken"? Welche Ausschüsse bzw. Arbeits-Kreise passen zu uns und unserer Forderung?
Haben wir die passenden Menschen gefunden, legen wir Profile an. Welche Persönlichkeit zeichnet die Person aus. Ist sie eher partei-treu oder querulantisch? Welche politische Vita hat sie? Welche Schwerpunkte und Themen setzt sie? Etc..
Klug ist es auch, etwas über die abgeordnete Person herauszufinden, „wofür du Respekt, Anerkennung oder gar Bewunderung empfinden kannst“ (aus:
Perspective Daily, Lobby-Arbeit) und das Gespräch damit zu beginnen. Das spricht die politische Person als Mensch an und baut eine (emotionale) Beziehung auf. So ist es leichter, auf die Inhalts-Ebene zu kommen. (Siehe auch
Sales Artist Magie der Sprache)
Nun ordnen wir Verbündete und Gegnerische nach ihrem Einfluss ein. Starke Gegnerische ordnen wir den einflussreichen Verbündeten zu, schwache den einflusslosen, und konzentrieren unsere Aktivitäten auf die Einflussreichen und Starken. Zu denen nehmen wir Kontakt auf.
Wir schauen, über welche Medien bzw. Redaktionen wir die Politik-Treibenden ansprechen können? Kommunale Abgeordnete finden wir oft auf Social Media und können sie dort direkt ansprechen. Oder wir nehmen Kontakt zu unserem Ortsbeirat, Gemeinderat, Stadtrat etc. auf. So erweitern wir unser Netzwerk und kommen Schritt für Schritt immer näher an die Entscheidenden heran.
Timing - den passenden Zeitpunkt treffen
Im fünften Schritt geht es darum, den richtigen Zeitpunkt für unser Lobbying zu finden. Dazu bringen wir alles, was geht über die Agenda der Parteien und Politik-Treibenden in Erfahrung und prüfen, in welchem Stadium sich unser Anliegen, unsere Forderung befindet.
Ist unser Thema bereits im Prozess der Gesetzgebung, brauchen wir erst mal nichts mehr zu tun. Wir beobachten und bewerten: Erfüllt das Gesetz unsere Forderungen? Und oder gibt es noch Bedarf nachzubessern?
Gibt es für unser Anliegen bereits Aufmerksamkeit, ist es im politischen Diskurs präsent, können wir „Agenda-Surfing“ betreiben. Es ist sinnvoll, sich auf dieses „window of opportunity“ vorzubereiten, um reagieren zu können. Daher haben wir unser Positions-Papier fertig und kennen die politisch Verantwortlichen, die wir ansprechen wollen, und ihre Schwerpunkte.
Hat unser Anliegen noch gar keine Relevanz, kommt das „Agenda-Setting“ ins Spiel: „Open your window“, indem wir eine Lobby-Strategie entwickeln, Aktionen und Kampagnen planen und gesellschaftliche und politische Anlässe nutzen, um Aufmerksamkeit für unser Anliegen zu erzeugen.
Damit wir den passenden Zeitpunkt treffen, zu dem wir unser Thema platzieren können, halten wir den Sitzungs-Kalender sowie die politische und gesellschaftliche Lage im Blick. Wir beobachten, wie oft und in welcher Tonalität über bestimmte Themen in den Medien berichtet wird, und wie diese bewertet werden. Außerdem kennen wir die Koalitions-Verträge auf Landes-Ebene und treten, wenn möglich, Fachgruppen und Arbeitskreisen bei. Wir nehmen an öffentlichen Sitzungen teil, wenn das Thema passt, und bieten Informationen an.
Nun sind wir vorbereitet. Und wenn wir auf einem Stadtfest neben dem Bürgermeister oder im Zug neben der Sozial-Ministerin sitzen, oder wo auch immer auf eine politische Person treffen, bringen wir unser Anliegen auf die Agenda. Und lobbyieren für gesellschaftlichen Zusammenhalt und positive Veränderung.