Picknickspende

Christine Gediga • 29. März 2021

Die Wohnzimmerspende gegen Zoomfatigue

Kürzlich fragte mich eine Zontian bei einem Zoom-Meeting mit dem Zonta Club Wiesbaden, wie man für den Club und die betreuten Projekte am besten Spenden sammeln könne. Mein Vorschlag, eine Wohnzimmerspenden-Aktion per Videokonferenz zu starten, stieß auf allgemeines virtuelles Gähnen. „Mir gehen diese Zoom-Meetings langsam so was von auf die Nerven.“, sagte die Dame. „Keine Atmosphäre, das Gegenüber nur halb im Blick, unstabile Internetverbindung und irgendwie auch extrem ermüdend. Ich wäre dankbar für eine neue Idee.“ Ein klarer Fall von Zoom-Fatigue, dachte ich, und es begann in meinem Kopf zu arbeiten: Wie kann ich die private Geselligkeit eines Giving Circles  trotz Kontaktbeschränkungen aus dem virtuellen Raum holen.

Die Picknick-Spende

Die Idee kam - wie so oft - über Nacht: die Picknick-Spende. Nach einem kleinen oder auch ausgiebigeren Spaziergang zu zweit oder dritt im Wald, Park oder am Fluss, See oder sogar Meeresstrand rastet man an einem schönen Aussichtspunkt und picknickt mit Tee und Gebäck, Wein und Käse, Saft und Schnittchen oder was immer zur Organisation und den Menschen beim Spaziergang passt. 

Gehen regt den Geist an, und Bewegung hilft gegen Müdigkeit (vor allem gegen Videokonferenz-Müdigkeit. Zudem sind die Aerosole im Freien instabiler und werden es mit steigenden Temperaturen auch immer mehr.) Und wer zu zweit oder dritt im Freien und ohne Ablenkung unterwegs ist, hat die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anderen - kein Blick nebenbei auf Instagram oder in die E-Mails, keine Wohnmitglieder, die das Meeting "bomben", kein Zusammenlegen der Wäsche nebenher.... So kann man das eigene Projekt und oder Anliegen ganz ausführlich und je nach Route anschaulich darstellen. Denn sucht man sich eine Route und oder Picknick-Zutaten aus, die das Anliegen und die Vision des Projekts greifbar machen, überzeugt man die Spendenpersonen viel leichter als mit einem abstrakten Vortrag - der womöglich noch mit PowerPoint und Bulletpoints sterbens langweilig wird. 

Außerdem ist ein Picknick etwas Besonderes und außergewöhnlich. Wie viel Aufwand man betreibt, hängt dabei von der Organisation und dem Spendenziel ab.


Das Rezept für muntere Spenden

Und so wird’s gemacht: 

1. Man nehme einen Anlasstag, der zur Organisation oder zum Spaziergang passt 

Am 21. März war beispielsweise Welttag des Waldes, am 30. März „Mache einen Spaziergang im Park“-Tag. Und auch der erste Frühlingsmonat April hat viele tolle Anlasstage: Organisationen, die sich um die Bildung von Kindern und Jugendlichen kümmern, können etwa zum Europäischen Tag der Jugendinformation am 17. April oder am 23. April zum Welttag des Buches eine Picknick-Spende ausrichten. Wenn es um Gesundheitsfragen geht, gibt es den Welt-Gesundheits-Tag am 7. April oder etwas spezieller den Welt-Parkinson-Tag am 11. April. Der 21. April ist für Kindergärten interessant, denn es ist der Welttag des Kindergartens. Und warum nicht am 2. Mai zum Welt-Lach-Tag ein Picknick mit Lachyoga veranstalten? Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Weitere Anlass- und Gedenktage finden Sie nach Monaten geordnet auf Wikipedia

2. Man suche sich eine Route, die zum Projekt, zur Vision und oder zur Organisation passt 

Wenn Sie sich zum Beispiel für Kunst und Kultur oder Denkmäler einsetzen, machen Sie doch einen Spaziergang durch die Museen Ihrer Stadt oder vorbei an Theatern und denkmalgeschützten Gebäuden und picknicken mit Aussicht auf ein solches. Wenn Ihr Projekt benachteiligten Kindern durch Leseförderung Teilhabe und gleiche Chancen ermöglicht, bitten Sie ein Kind, beim Picknick in der Waldhütte Hänsel und Gretel vorzulesen. Wenn Sie sich für Naturschutz einsetzen, laufen Sie durch den Wald und erläutern, welch wertvolle Dinge uns Flora und Fauna zum Nulltarif bieten, dass der Schutz dieses Schatzes jedoch nicht umsonst zu haben ist. Oder Sie sind ein Wassersportclub, dann gehen Sie am Ufer des Sees oder Flusses entlang und kehren auf der Wiese Ihres Vereinsheims ein. Mit ein bisschen Fantasie kann jede Organisation und jedes Projekt sicher einen spannenden Spaziergang mit originellem Picknick gestalten.

3. Man durchsuche die eigene Spenderdatei nach passenden Spaziergangspaaren. 

Und dann los!

Entweder Sie gehen mit ein oder zwei weiteren Menschen los und haben das Picknick dabei. Oder Sie bereiten das Picknick an einem Ort vor, und eine ehrenamtliche Person läuft mit den Menschen dorthin. In dem Fall könnten Sie die Spaziergänge auch mehrmals am Tag machen, vormittags einen zum zweiten Frühstück, mittags einen zum kleinen Lunch, nachmittags einen zum Kaffee und abends einen zum Abendbrot. 

Wichtig ist, dass die Menschen direkt Vorort spenden können, das heißt: Sie brauchen eine Internet-Verbindung, um mobil spenden zu können, und oder eine Spendenbox, in die - offen oder im Umschlag - Geld gesteckt werden kann, und oder klassisch Überweisungsträger zum Ausfüllen.

Varianten nach Corona 

Derzeit lohnt sich der Aufwand vor allem, um höhere Spenden zu gewinnen. Nach Corona - oder vielleicht sogar schon im Sommer - kann ein Spaziergang mit Picknick auch als Dankevent - mit möglicher neuer Spende - ein ungewöhnliches Erlebnis für alle sein. Zum Beispiel auch als Schnitzeljagd (ActionBound kann hier beim Erstellen helfen), bei der die (potentiellen) Spender*innen zu zweit und oder in größeren Gruppen los gehen und Ihr Projekt, Ihre Vision spielerisch kennenlernen. Und auch hier können Sie - je nach Ressourcen - das Picknick in mehreren Etappen anbieten. Oder die Rallyeisten erhalten an den Quiz- und Infostationen Snacks und Getränke passend zur Tour.

Welche Variante auch immer Sie wählen, mit den richtigen Menschen wird ihr Projekt und ihre Vision an diesem Tag mit viel Spaß und neuen Eindrücken voran kommen und Wirkung entfalten.

Und auch Firmen ist ein Picknick-Spaziergang eine gute Gelegenheit, die Beziehungen zur Kundschaft und zum Netzwerk zu vertiefen.

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