Beim Vorbereiten der
Fundraising Werkstatt
am kommenden Mittwoch bei IBPro, bei der es um Nachlass Fundraising gehen soll, stellte sich mir die Frage, lohnt sich der Aufwand überhaupt? Erbschaftsmarketing ist ein langwieriger Prozess von Beziehungsaufbau und -pflege und erfordert einen „langen Atem“. Dauert es doch im Schnitt zwischen 5 und 15 Jahre bis die Bemühungen die ersten Erfolge erzielen.
In Hinblick auf die Zahlen beantworte ich die Frage allerdings mit einem klaren: Ja.
Das Vermögen der Deutschen ist hoch und steigt immer noch an. 2015 wurde es auf 11,1 Billionen Euro geschätzt. Der Großteil davon sind Geldanlagen und Immobilien. Von diesem Vermögen werden schätzungsweise bis 2020 3,1 Billionen, also über ein viertel, vererbt. (s. Michael Urselmann, Fundraising, 2018, S. 98)
Und noch ein Argument sollten Sie kennen: Jeder 10. Deutsche über 60 möchte einer gemeinnützigen Organisation etwas vererben oder von Todes wegen vermachen - bei Kinderlosen sogar jeder dritte. Viele wissen aber gar nicht, dass sie eine Social Profit Organisation (SPO) in ihrem Testament bedenken können. Und viele wissen auch nicht, wie sie ein Testament aufsetzen sollen - geschweige denn, haben bisher daran gedacht, dies zu tun - und welche rechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen sind, wünschen sich aber Informationen dazu. (s. Fundraising-Parxis vor Ort, hrsg. v. Alexander Gregory und Torsten Schmotz, 2015, S. 223)
Hier können Sie mit Nachlass Fundraising ansetzen. Nutzen Sie den Wunsch nach Informationen für die so wichtige Beziehungspflege und veranstalten Sie Informationsabende, wie man ein rechtssicheres Testament erstellt! Erstellen Sie eine Broschüre! Oder - wenn dafür die Ressourcen nicht reichen - nutzen Sie die
Broschüre Erben und Vererben des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz!
Weisen Sie darauf hin, dass Testamentsspenden an SPO von der Erbschaftssteuer befreit sind!
Seien Sie sich aber auch bewusst, dass das Thema viel Mut und Sensibilität erfordert! Mut, neu zu denken und ein Tabuthema anzusprechen und Sensibilität dabei.
Und seien Sie vorbereitet! Denn wenn es um die Nachlassabwicklung geht, könnten Fragen auf Sie zu kommen, wie: Was passiert mit meinem Schmuck? Wer kümmert sich um die Beerdigung? Haben Sie jemanden, der meinen Waldi versorgt? etc..
Eine Erbschaft bedeutet viele Verpflichtungen, denn der Erblasser setzt Sie bzw. Ihre SPO als rechtlichen Vertreter für alle Fragen nach dessen Tod ein.
Ein Vermächtnis oder auch eine Zustiftung sind da weniger aufwändig, da die Zuwendung meist mit keinen Verpflichtungen nach dem Tode des Erblassers verbunden ist.
Wenn Sie sich für das Nachlass Fundraising entscheiden, dann kümmern Sie sich nicht nur um Erbschaften, Vermächtnisse oder Zustiftungen von Wohlhabenden! Oft sind es nämlich die „kleinen Sparer“ mit guter Beziehung und emotionaler Bindung zu Ihrer SPO, die Ihnen von Todes wegen etwas hinterlassen.
Daher pflegen Sie Ihre Beziehungen auch zu Ihren kleineren Spendern intensiv! Schreiben Sie Geburtstagskarten, laden Sie zu Veranstaltungen ein, rufen Sie gelegentlich an und sagen Danke, besuchen Sie die Menschen zu Hause, wenn gewünscht und oder laden Sie sie ein, Ihre Projekte persönlich kennen zu lernen, um zu erfahren, wie ein Vermächtnis oder eine Erbschaft wirken kann.
Wenn Sie noch tiefer in das Thema einsteigen wollen, so empfehle ich Ihnen das IBPro Seminar „
Nachlass Fundraising“ am 19. November in München. Karla Friedemann von der
Erbagentur
zeigt u. a., wie erfolgreiches Erbschaftsmarketing funktioniert und was bei Testament, persönlicher Haltung zum Thema und Beziehungspflege zu beachten ist.