Verständliche und barrierearme Websites sind für alle gut
Kurz vor Weihnachten habe ich meinen zweiten Kurs „Digital Guides for Golden Agers“ verabschiedet - ganz Coronaschutz-konform im Wald. Den ersten Kurs hatte ich noch selbst besucht, den zweiten schon im Projekt-Team mit gestaltet. Dabei habe ich neben vielen anderen interessanten Dingen für das
Online-Marketing und
Fundraising gelernt: Wir sollten unsere Web-Auftritte immer mehr
"mobile first" - vom mobilen Gerät aus - und barrierearm gestalten, denn die älteren Menschen in unserer Gesellschaft werden auch digital immer mobiler. Und da Spendende immer noch eher zu der Generation Aufbauer und zunehmend Babyboomer gehören, sollten unsere online Spendenseiten auf die Zielgruppe 65+ ausgerichtet sein.
Das hilft auch den Jüngeren, denn barrierearme und leicht verständliche Web-Auftritte sparen Zeit. Und dafür sind alle Menschen dankbar.
Usability - Mobil gastfreundlich
Damit die Menschen auf unserer Homepage bleiben und sich wohl fühlen, müssen sie sie als Erstes gut nutzen können. Die Usability muss stimmen: Deutliche
Kontraste bei der Schrift - klassisch schwarz auf weiß; die
Schriftgröße so einstellen, dass der Text auch auf einem mobilen Endgerät leicht zu lesen ist - ohne „Zoom-Wischen"; und die Seite sollte
schnell laden - möglichst unter vier Sekunden.
Denken Sie immer daran, nicht jeder Browser unterstützt Flash. Zu viele blinkende und bunte Bildchen verwirren nur, statt zu einer Aktion zu animieren. Die Zielgruppe und deren Wünsche für ein angenehmes Besuchs-Erlebnis sind der Maßstab.
Sinnvoll ist es auch, den genutzten Bildern Namen zu geben, und zu beschreiben, was darauf zu sehen ist. Immer mehr Menschen lassen sich die Inhalte einer Website vorlesen und oder nutzen Sprachassistenten zum Surfen.
Übersichtlicher „Fahrplan“ und kurze Klickwege
Ein übersichtliches und sinnvoll bezeichnetes
Navigations-Menü ist der Fahrplan zur gewünschten Information und oder Handlung. Zwischen vier und sieben Hauptmenü-Punkte sollten reichen.
Und die
Klickwege sollten kurz sein. Das heißt, unter jedem Haupt-Punkt sollte mit einem Klick die gewünschte Information auf einer Unterseite zu finden sein.
Studien haben gezeigt: Nutzende verlassen eine Website durchschnittlich nach 10 bis 20 Sekunden, wenn sie den Mehrwert für sich nicht erkennen. Das heißt innerhalb von 10 Sekunden muss dieser klar sein, damit die Menschen auf der Seite bleiben und Unterseiten besuchen. Von 100 Nutzenden am Tag, landen 30 auf Seite 2 und nur 9 auf Seite 3. (Quelle:
Usability.ch)
Und damit die Menschen - und Suchmaschinen - sofort erkennen, was sie unter welchem Punkt erwartet, ist es sinnvoll, die Punkte so klar wie möglich zu benennen. Zum Beispiel statt „Über uns“ „Das Lebenshilfe-Team“, „Die Digital Guides“ oder einfach „Das xy-Team“, statt „Unser Angebot“ „Wohnen bei der Lebenshilfe“ oder „Lernen mit Berufswege“ etc.. So wird Ihre Seite auch besser gefunden, denn Suchmaschinen ranken nach Relevanz. Und wenn der Name der Organisation oder Firma schon im Menüpunkt steht, ist das relevanter als ein Allgemeinplatz.
Startseite - Das virtuelle Schaufenster
Die Startseite ist Ihr virtuelles Schaufenster. Hier sollten die Spendenden, die Kundschaft die
wichtigsten Informationen zu Ihrer Organisation bzw. Ihrem Unternehmen finden: Wer sind Sie? Was ist Ihre
Vision, also warum sind Sie bzw. Ihre Organisation, Ihre Firma? Und was ist Ihre
Mission, wie lösen Sie den Mangel und erreichen die gewünschte
Wirkung und Vision. Für wen tun Sie das alles? Wer sind Ihre direkten und indirekten
Zielgruppen?
Beim Beantworten all dieser Fragen gilt:
Übersichtlich gliedern und
kurze Texte, die Ihre Vision und Mission auf den Punkt bringen. Tiefer gehende Informationen können Sie auf Unterseiten verlinken.
Auch sollte es einfach und schnell gehen, mit Ihnen
Kontakt
aufzunehmen. Das heißt, mit einem Klick geht es von der Startseite aus zu allen Kontaktdaten. Besonders komfortabel ist es, wenn ich direkt auf der Startseite auf eine Telefon-Nummer klicken kann und verbunden werde, und oder die E-Mail-Funktion verlinkt ist. Auf der Startseite stehen sollte beides auf jeden Fall.
Eine Suchfunktion hilft, dass die Menschen schnell finden, was sie suchen. Diese sollte gut sichtbar platziert sein und möglichst mit einem Klick auf die Lupe funktionieren. Wenig frustriert so sehr, wie eine Funktion, deren Nutzung ich erst detektivisch erahnen muss, bis ich ans Ziel komme. Das gilt nicht nur für ältere Nutzerinnen und Nutzer.
Das sogenannte Hamburger Menü, die drei Striche, die sich meist oben auf den mobilen Versionen der Web-Präsenz befinden, zeigt die Haupt-Navigations-Punkte nur, wenn ich darauf klicke. Daher ist es sinnvoll, die wichtigsten Menüpunkte im Footer nochmals zu wiederholen. Der Footer wandert von Seite zu Seite mit, so dass die Nutzenden auf jeder Seite den Überblick über Ihr Angebot und Ihre Projekte haben und von jeder Seite die gewünschten Infos mit einem Klick finden.
Texte und Bilder - virtueller Spaziergang in Wort und Bild
Oft stimmt es: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, und Bilder ziehen die Aufmerksamkeit an. Noch besser ist es, wenn Sie Ihre Geschichte bzw. die Ihrer Organisation oder Firma, Ihre Vision und Mission in
Bild und Wort
fassen. Hier gilt gerade für Websites: KISS - „Keep it short and simple", also kurze und einfache Sätze und Wörter verwenden. Seien Sie eindeutig, meiden Sie Phrasen und Floskeln sowie lange Schachtelsätze. Schreiben Sie nur das Wichtige und lassen das Unwichtige weg, wie Füll- und Blähwörter.
Wenn die Textpassagen mit klaren
Überschriften und Zwischenüberschriften gut gegliedert sind, können die Besuchenden die Seite besser überfliegen und sehen immer gleich, um was es im Folgenden geht. Statt beispielsweise „Putzige Stacheltierchen suchen ein Zuhause“ schreiben Sie besser: „Wie baue ich ein Igelhaus?“ oder „Igeln beim Überwintern helfen“. Das benennt klar, worum es im Absatz geht und führt nicht in die Irre. So weiß ich gleich, ob ich die gesuchte Information hier finde. (Mehr zu guten Texten lesen Sie unter
Mit Worten Bilder malen.)
Für die Bilder gilt: Passen sie zum Text? Ergänzen sie die Text-Aussage sinnvoll? Unterstreichen sie die Geschichte? Das Bild sollte keine vom Text unabhängige Geschichte erzählen. Und die Bilder sollten zur Organisation bzw. Firma und zur Zielgruppe passen.
Gendern hin oder her, formulieren Sie möglichst neutral oder sprechen immer zumindest beide Geschlechter an. Es ist erwiesen, dass sich Frauen unterbewusst mehr angesprochen fühlen, wenn sie auch als solche angesprochen werden. Und Spenden ist immer noch überwiegend weiblich. Zwar spenden Männer höhere Summen, es gibt aber mehr Spenderinnen. (Quelle:
Auch das Spenden hat ein Geschlecht).
Spendenbutton - prominent und immer dabei
Sogenannte „Call to Action“-Button geben den Menschen Orientierung, was sie auf Ihrer Seite tun können. Der wichtigste für das Fundraising ist wohl der
Spendenbutton. Der sollte möglichst prominent auf der Startseite platziert - am besten oben rechts - und
auf allen Seiten
an der selben Stelle wieder zu finden sein.
Für die mobile Version gilt: Die wichtigsten Button scrollen mit bzw. bleiben auch beim runterscrollen sichtbar.
Und auch hier gilt: Klar benennen. Das heißt „Jetzt für xy spenden“ unterstreicht nochmals klar, für wen ich spende, als nur „jetzt spenden“, „Mitglied werden“ kann ich überall, „Mitglied bei der Lebenshilfe werden“ nur dort.
Spendenformular - mit einem Klick weggeschickt
Hinter dem Spendenbutton liegt das Spendenformular, hoffentlich. Wenn ich nämlich nur eine IBAN finde und nicht gerade zufällig im Online-Banking bin, werde ich meine Spende auf später verschieben, also voraussichtlich auf nie, bevor ich die vielen Schritte mache - online Banking öffnen, alle Daten eintragen, IBAN kopieren etc..
Wenn Sie die Spendenden über Ihre Startseite, Social Media, einen Newsletter, einen Brief oder eine Postkarte mit QR-Code vom Spenden überzeugt haben, dann sollte es so einfach wie möglich gehen. Das gilt für alle Altersgruppen.
Bieten Sie keine Ausstiegs-Möglichkeiten, das heißt: Überlegen Sie die
Pflichtfelder genau. Manche wollen anonym bleiben und springen ab, wenn sie Vor- und Nachnamen sowie Adresse oder weiteres eintragen müssen. Formulieren Sie es lieber so: „Wir möchten Sie gern auch weiterhin über unsere Projekte informieren, und freuen uns, wenn Sie uns dafür Ihre Daten geben.“, und oder „Wenn Sie eine Zuwendungsbestätigung wünschen, geben Sie uns bitte Ihre Adresse.“ (Hier können Sie auch ein Drop-Down-Menü einsetzen: „Spendenquittung erwünscht“ - ja / nein, und dann erst poppt das Anschriftenfeld auf). Unter den Sätzen erscheinen als freiwillige Felder: Name, Anschrift, E-Mail, Geburtsdatum, freies Feld für Bemerkung etc.. So kann jede Person frei entscheiden, welche Daten sie preis geben will.
Eine Aufforderung, den Newsletter zu abonnieren, können Sie in die automatische
Dank-Bestätigung einfügen. So erhalten Sie die E-Mail-Adresse über Double Opt In-Verfahren, also Datenschutz-konform.
Bei den
Zahlungsmethoden gilt es, möglichst umfangreich anzubieten. Ältere mögen meist das Lastschrift-Verfahren, Jüngere nutzen gern Paypal. Daher sollte beides im Formular zu finden sein. Und eine Kontonummer, falls jemand doch am liebsten überweist. Die Spende per Kreditkarte anzubieten, lohnt sich nur, wenn viele Unternehmen unter Ihren Spendenden sind und Sie auch Spenden aus dem Ausland erhalten. Zahlungssysteme wie ApplePay, GooglePay etc. spielen derzeit in Deutschland noch keine so große Rolle. Vor allem nicht für ältere Spendende.
Und denken Sie an die
Vorschlagssummen. Geben Sie „Anker“ und beschreiben, was Sie bzw. Ihre Organisation damit bewirken. Von 5 Euro über 50 und 500 bis 5000 Euro oder mehr sollte für alle Spendenwilligen etwas dabei sein.
Und stellen Sie den Link von Ihrer Startseite zum Spendenformular so ein, dass er sich in einem
neuen Tab
öffnet. Dann kommen die Menschen beim Schließen der Seite wieder auf die Ausgangsseite, die Projektseite zurück und schließen nicht die ganze Sitzung.
Datenschutz und Transparenz
Vor allem ältere Menschen fürchten oft, Opfer von Internet-Kriminalität zu werden. Sie sind nicht so vertraut mit der Technik und daher oft besonders misstrauisch. Klären Sie auf Ihren Seiten deutlich und in klaren und einfachen Worten darüber auf, welche Daten Sie verarbeiten, welche Rechte die Nutzenden haben, wie Sie mit den Daten verfahren und vor allem, wie Sie die Daten vor Angriffen von außen schützen - kein Behördendeutsch in der Datenschutz-Erklärung.
Und überlegen Sie, ein
Transparenz-Siegel auf Ihrer Seite zu platzieren. Das schafft bei allen Zielgruppen Vertrauen. Kostenlos und einfach bekommen Sie das ITZ-Siegel von
transparency Deutschland.
Spenden-Formulare und Spenden-Aktionen