Die vier Formen des Crowd-Funding und wie Schwarmfinanzierung gelingt
Gerade erst habe ich wieder ein tolles Projekt kofinanziert:
puramila - ein Laden in Bremen mit Produkten, „die eine Geschichte erzählen von Handwerkern, Künstlern, kleinen Unternehmern und kreativen Menschen aus ganz Europa. Liebevolle Manufaktur-Produkte, mit Seele statt Industrie-Fertigung, nachhaltig, umweltfreundlich, fair produziert und gehandelt. Produkte, die Menschen und Kultur zusammenbringen.“ Mit diesen Sätzen und einem knapp 3 Minuten langen Video ist Mila in ein Crowd-Funding gestartet und hat innerhalb eines Monats mit 135 Unterstützenden fast 8.700 Euro gesammelt - 1.700 Euro über dem Wunschbetrag bzw. dem Funding-Ziel. So konnte sie sich Mitte September ihren Traum vom eigenen Laden mit Herz in der Bremer Neustadt erfüllen.
Warum war Sie erfolgreich? Und was ist Crowd-Funding überhaupt?
Crowd-Funding bedeutet
Schwarm-Finanzierung. Das heißt, viele Menschen investieren eine kleine oder auch größere Summe und helfen so dabei, dass ein Vorhaben, ein Unternehmen oder ein soziales Projekt wahr wird und wirken kann.
Dabei unterscheidet man vier Formen des Crowd-Funding:
Spenden-basiertes (donation-based) Crowd-Funding oder Crowd-Donating
Auf Plattformen wie
Betterplace oder
helpdirect können Menschen und Organisationen Unterstützende für ihre sozialen und meist gemeinnützigen Projekte finden und Mittel einsammeln, um ihre Projekte zu finanzieren. Und wenn die Gleichgesinnten auch noch besonders engagiert und aktiv im Netz sind, kann eine Crowd-Donating-Kampagne sogar mit wenig Arbeit viel Ertrag bringen. Denn die Unterstützenden verbreiten das Anliegen über ihre Social Media-Kanäle weiter. So kann ein Projekt, eine Idee viral gehen.
Eine Gegenleistung wie bei den anderen drei Formen gibt es hier nicht - außer vielleicht ein gutes Gefühl und eine Zuwendungs-Bestätigung. Daher fallen alle anderen Crowd-Funding-Formen auch eher unter das Sponsoring. (Ein wenig verkürzt erklärt: Spende = freiwillig und ohne werbliche oder materielle Gegenleistung, Sponsoring = Mittel - meist Geld - gegen werbliche oder materielle Leistung.)
Belohnungs-basiertes (reward-based) Crowd-Funding
Diese Form des Crowd-Funding bieten zum Beispiel
Startnext oder
Kickstarter an. Hier erhalten die Investierenden ein Geschenk, also eine materielle oder auch virtuelle Gegenleistung für ihr finanzielles Engagement.
Ein weiterer Vorteil: Die Gründenden können erst mal prüfen, ob ihre Idee eine Chance auf dem Markt hat, also tragfähig ist. Denn dem eigentlichen Geld-sammeln ist eine Probephase vorgeschaltet, in der die potentielle Kundschaft direkt auf das neue Produkt reagieren und ihre Meinung äußern kann. Erst wenn das Produkt oder die Idee gut ankommt, geht es in die eigentliche Funding-Phase. Wird das Funding-Ziel nicht erreicht, gibt es allerdings auch kein Geld für die Gründenden, und die gesammelten Mittel werden zurückerstattet bzw. gar nicht erst eingezogen oder abgebucht. Daher ist auch hier eine engagierte Community, die das Projekt verbreitet, und laufende Kommunikation zwischen Sammelnden und dem „Schwarm“ entscheidend für den Erfolg.
„Verleihendes“ (lending-based) Crowd-Funding oder Crowd-Lending
Verleihendes Crowd-Funding richtet sich vor allem an Privatpersonen, Startups und kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Hier erhalten die Anbietenden bzw. Bittenden einen Kredit von meist Privatleuten, der fest verzinst ist. Wer sich für diese Art der Investition interessiert, kann auf
gründerküche.de mehr erfahren.
Anleihe-basiertes (Equity-based) Crowd-Funding oder Crowd-Investing
Hier kaufen die Anlegenden Anteile an einem Unternehmen, einer Firma und erhalten eine Rendite. Solche Crowd-Investings sind ebenso wie das Crowd-Lending immer mit einem gewissen Risiko für die Anlegenden verbunden. Während beim Crowd-Lending die Gefahr besteht, dass der Kredit nicht zurückgezahlt wird, kann es beim Crowd-Investing sein, dass die Firma, in die investiert wurde, insolvent geht. Daher sollten wir bei dieser Form des Crowd-Fundings gut prüfen, wo wir investieren, und diversifizieren, das heißt, das Investment auf verschiedene Firmen verteilen.
(Quelle und weitere Informationen zu den vier Formen des Crowd-Fundings:
Greenrocket.
Unabhängige Orientierung und eine Plattformen-Liste finden Sie unter
Crowd-Funding. Hier können Sie unter "Plattformen" nach den einzelnen Crowd-Funding-Modellen filtern, z. B.
Spenden und auch lokale Crowd-Funding-Plattformen finden.)
Gut vorbereitet zum Erfolg
Wer sich für ein Crowd-Funding entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass es erstens eine gute Vorbereitung, zweitens eine große und engagierte Community und drittens laufenden Einsatz braucht, um erfolgreich Mittel einzusammeln.
Ca. zwei bis zwei einhalb Monate bevor Sie mit der Kampagne starten, sollten Sie sich Zeit nehmen, um
- den Punkt Grundlagen unter
FAQ von Startnext zu „studieren“. Sie geben einen guten Überblick, auf was Sie achten sollten, und wie Sie Ihr Crowd-Funding zum Erfolg führen.
- Ihre Idee „auf den Punkt zu bringen“ („Stöbern, genießen und erleben in der Bremen Neustadt“, ist der Slogan von puramila. Und wo kann ich stöbern und erleben? In einem Laden. So ist der wichtigste Aspekt genannt: Hier kann ich vor Ort die Produkte anfassen, probieren und habe ein echtes Einkaufs-Erlebnis mit echten Menschen. Und das ist auch die Zielgruppe: Menschen, die „in Echt“ das Einkaufen erleben wollen.)
- Ihre Zielgruppe genau zu definieren und den Markt erforscht zu haben. Denn nur wer die Zielgruppe kennt, kann die eigene Idee und die Kampagne gezielt verbreiten. Und eine Untersuchung des Marktes zeigt, ob Ihre Idee, Ihr Produkt auch einzigartig ist, bzw. welches das Alleinstellungs-Merkmal Ihrer Idee, Ihres Produkts ist. Auf den meisten Plattformen können Sie alte Kampagnen noch lange abrufen. So können Sie prüfen, was es bereits gab und gibt, und ob die Kampagnen erfolgreich waren oder nicht. Orientieren Sie sich!
- sich selbst an ein zwei drei Crowd-Funding-Projekten beteiligt zu haben, um das Prinzip Crowd-Funding noch besser zu verstehen und ein Gefühl für Kampagnen auf der Seite der Unterstützenden zu bekommen.
- ein Video zu produzieren, dass Ihre Idee und die Menschen dahinter vorstellt. Dafür reicht schon ein Smartphone-Video, „Wahnsinns-Technik“ brauchen Sie nicht. Hauptsache, Sie bleiben authentisch, sprechen ihre Zielgruppe gezielt an und bringen Ihre Idee verständlich für alle rüber.
Wenn die Kampagne dann steht und Sie alle Punkte „abgearbeitet“ haben, geht es in die Test-Phase. Bei Betterplace (Crowd-Donating) müssen Sie fünf Spendende finden, die insgesamt 250 Euro spenden, bevor Sie in die Suchmaschine von Betterplace kommen. Bei startnext (Crowd-Funding) testet die Plattform erst mal, wie Ihre Idee, Ihr Produkt in der Community ankommt, bevor die Kampagne offiziell startet.
Und dann heißt es: Kommunizieren, teilen, kommunizieren, teilen, kommunizieren etc. - online und offline, auf Ihren Social Media Kanälen, in Newslettern und mit Postkarten, Flyern oder Briefen mit QR-Code zur Plattform.
Informieren Sie Ihre Fans und Follower laufend über Erfolge oder auch Misserfolge, feiern Sie Erfolge, fragen Sie nach Rat bei Misserfolgen, kurz: binden Sie Ihre Community ein, lassen Sie sie einen Teil Ihres Projekts werden.
Und erklären Sie, wenn nötig, was Crowd-Funding ist!