Jahresendzeit ist Spendenzeit. Mehr als Zweidrittel der jährlichen Spenden kommen in den letzten Tagen des Jahres zusammen. Und Jahresendzeit ist die Zeit, sich über die Strategie für das nächste Jahr klar zu werden.
Um mit einem sozialen Projekt Wirkung in der Gesellschaft zu entfalten, braucht es neben Engagement, Zeit, Dingen und Personal vor allem Geld. Dafür können Sie zum Beispiel mit einem Brief oder Newsletter oder einer Social Media Kampagne zum Spenden aufrufen, oder Sie beantragen Fördermittel. Neben der EU, dem Bund und den Ländern, Kommunen, Gemeinden und Städten gibt es Geld von Soziallotterien, vielen tausend Stiftungen, Unternehmens- und Medienfonds sowie Serviceclubs. Die Summe, die diese Institutionen und Organisationen im Jahr ausschütten, übersteigt die Spenden von Privat um ein Vielfaches. Eine offizielle Statistik gibt es nicht, doch Fundraising-Profis schätzen, dass es mindestens 4 bis 5 Mal so viel ist.
Daher ist es ratsam, sich einen Überblick über den Fördermittelmarkt zu verschaffen und eine Strategie mit SMARTen (spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminierbar) Zielen zu entwickeln.
Die Fördermittellandschaft durchstöbern und kennenlernen
Einen guten Überblick, was die EU, der Bund und die Länder fördern, bietet eine Datenbank des Wirtschaftsministeriums: www.foerderdatenbank.de. Hier können Sie nach Themen und Postleitzahl suchen. Was die Länder fördern, finden Sie auf den Seiten der einzelnen Bundesländer (z. B. www.hessen.de) mit Suchbegriffen wie „Förderung“, „Fördermittel“ oder „Förderprogramm“.
Über 12.000 Stiftungen finden Sie kostenlos unter www.stiftungssuche.de
des Bundesverband Deutscher Stiftungen, sortiert nach Stichwort, Ort und Bundesland. Für Stiftungen, die vor allem regional fördern, geben Sie in die Suchmaschine Ihrer Wahl (z. B. Startpage.de) einfach „Stiftungen in >Ihr Wirkungsort<„ ein. Oft fördern auch Bürgerstiftungen vor Ort, die Sie unter www.buergerstiftungen.org/de
finden.
Neben Stiftungen gibt es auch die sogenannten Soziallotterien wie zum Beispiel Aktion Mensch. Hier ist vor allem die Mikroförderung beachtenswert, denn es gibt für öffentlichkeitswirksame Aktionen bis zu 5.000 Euro ohne Eigenmittel. Ob und wie Ihr Projekt gefördert werden kann, finden Sie über den Förderfinder
heraus. Die bekannten Lotterien Aktion Mensch, ARD Fernsehlotterie
und Glücksspirale
fördern von Inklusion über Quartiersentwicklung bis Sport und Wohlfahrtspflege viele soziale Bereiche teilweise mit hohen sechsstelligen Summen, schließen sich jedoch innerhalb eines Projektes gegenseitig aus.
In den letzten Jahren sind weitere Lotterien, deren Fördersummen sich auch sehen lassen können dazugekommen: Die Bildungschancen-Lotterie
fördert Bildungsprojekte von frühen Förderungen bis lebenslanges Lernen und die Postcode-Lotterie
Chancengleichheit, sozialen Zusammenhalt sowie Umwelt- und Naturschutz, am liebsten in Kombination.
Auch viele Unternehmen und Medien unterhalten Stiftungen oder Förderfonds. So sind die Banken und Sparkassen mit ihren Gewinnsparvereinen (Sparda, PSD Bank), den hauseigenen Stiftungen (Sparkassen Stiftung) und Crowdfunding-Programmen (VR-Banken) interessante Förderpartner. Versicherungen haben oft eigene Stiftungen, BILD hat Ein Herz für Kinder und so manches Industrieunternehmen sammelt die Cents hinter dem Komma der Belegschaftsgehälter, verdoppelt und verteilt sie (Rest-Cent Matching Funds).
Und wenn Sie einen Lions oder Rotary Club, Zontas, Inner Wheel oder Soroptimistinnen im Umkreis haben, wenden Sie sich an diese für Chancengleichheit, Wohlfahrtsprojekte und Mildtätiges.
Schritt für Schritt zum Fördermittel
Doch ganz egal, wen Sie sich aussuchen, gemeinsam mit Ihnen Ihre Vision und Wirkung wahr werden zu lassen, eins bleibt immer gleich: Sie brauchen Ziele und einen Plan, wie Sie Schritt für Schritt zum Fördermittel gelangen.
SMARTe Ziele
Als erstes überlegen Sie, was Sie genau mit dem Geld machen wollen (spezifisches Ziel) und wie viel Geld es sein muss (messbares Ziel). Dann klären Sie, ob auch das Kollegium in Ihrer Organisation dabei ist und aktiv mit macht (akzeptiertes Ziel) und ob ihr Ziel auch realistisch ist. Wenn all das stimmt, dann machen Sie einen Zeitplan und definieren, bis wann sie welches Ziel erreicht haben wollen (terminiertes Ziel).
Vision und Wirkung
Dann geht es an das Ausarbeiten des Plans. Dabei ist das wichtigste, die Idee und Vision klar zu definieren, und warum ausgerechnet Ihr Projekt förderwürdig für die entsprechenden Geber ist. Was verändert sich mit Ihrem Projekt zum besseren? Was bewirkt es in der Gesellschaft? Warum muss sich das ändern? Und was unterscheidet Sie und Ihr Projekt von anderen ähnlichen Organisationen und Projekten? Was ist Ihre „Unique Giving Proposition“, Ihr Allein-Gebe-Merkmal?
Recherche
Mit diesem Wissen beginnen Sie mit der Recherche. Welcher Fördermittelgeber passt zu uns und zum Projekt? Sind die „Lücken“ identisch? Wollen wir dasselbe? Passt die Vision des Gebers zu unserer Idee. Hier empfiehlt es sich, auf den Homepages der Stiftungen, Lotterien, Fonds etc. zu forschen und detektivisch alle Informationen, die man kriegen kann (Förderrichtlinien, Fristen etc.), zu sammeln.
Anruf
Danach rufen Sie bei den Institutionen an, um Fragen, die Sie im Vorfeld nicht klären konnten, zu stellen und zu erfahren, ob die Stiftung, Lotterie, der Serviceclub wirklich dasselbe will wie Sie und ob die „Lücke“ wirklich passt. Und Sie können klären, ob es Dinge gibt, die formal zu beachten sind, ob das Budget für neue Projekte noch ausreicht etc..
Antrag stellen
Wenn alles passt, stellen Sie den Antrag.
Immer mehr Organisationen gehen derzeit dazu über, eine sogenannte Interessensbekundung dem eigentlichen Antrag vorzuschalten. Diese ist meist mit weniger Arbeit verbunden und hilft Ihnen und der Institution schnell zu erkennen, ob die Lücke wirklich passt und ein Antrag sinnvoll ist. Der Vorteil hierbei ist außerdem, dass man gezwungen ist, seine Vision in wenige Worte zu fassen, sie klar auf den Punkt zu bringen. Denn niemand möchte gern eine wissenschaftliche Abhandlung lesen, um dann festzustellen, dass die Vision bzw. "Lücke"
doch nicht passt. Das verschwendet die Zeit aller.
Achten Sie daher auf die sogenannte KISS(Keep it short and simple)-Regel. Schreiben Sie kurz (Füll- und Blähwörter vermeiden) und verständlich (auch ein Kind versteht den Text), lebendig (aktive Verben und Adjektive nutzen) und interessant (Bilder erzeugen). Und beantworten Sie die 8 W-Fragen: Warum muss sich etwas ändern (Vision/Wirkung)? Was muss sich ändern (Ausgangslage/Mangel)? Wie wollen wir das ändern (Lösung/Mission)? Für wen ändern wir das (Zielgruppe) und wen betrifft es noch (mittelbare Zielgruppe)? Wann ändern wir das und wo? Wie viel kostet das (Finanzierungsplan mit Kosten und Einnahmen)? Und wer macht es (Ihre Organisation)?
Danke sagen und Verwendungsnachweis
Wenn alles geklappt hat und Sie die Förderung erhalten, freuen Sie sich erst mal. Dann lesen Sie den Fördervertrag gründlich durch und identifizieren die einzelnen Aufgaben, die Sie verantwortlich verteilen. Denn nichts ist schlimmer, als wenn die eine denkt, das macht der andere schon und umgekehrt. Machen Sie sich einen Zeit- und Maßnahmenplan.
Und sagen Sie „Danke“!
Die meisten Lotterien haben beispielsweise exakte Vorgaben für einen Verwendungsnachweis, manchen Stiftungen reicht schon ein kurzer Brief.
Ganz egal, was gefordert ist, machen Sie es gründlich und persönlich. Ob umfangreicher Sachbericht und Nachweis über die Verwendung der Mittel oder ein kleines Dankeschön, das im Projekt entstanden ist (z. B. ein Bild, gemalt von den Kindern, die am Projekt teilgenommen haben), immer erhöht es die Chancen auf eine erneute Förderung, wenn man regelmäßig von sich hören lässt, oder zumindest einen Schlussbericht mit Dank sendet.