…so sagt man. Doch wenn ich kein Bild zeigen kann - sei es, weil die Menschen, an die sich das Projekt richtet nicht abgebildet werden wollen oder sollen, sei es, weil wir kein aussagekräftiges Bild haben oder einfach, weil das Gegenüber das Bild nicht sehen kann - müssen Worte Bilder malen. Dabei kommt es neben dem, was ich erzähle, auch darauf an, wie ich es erzähle, damit das Gegenüber in das Abenteuer einbezogen wird, die Heldinreise miterlebt.
Emotion first - Gefühle entscheiden
Oft schaffen wenige Worte tausende Bilder und damit Emotionen. Menschen entscheiden zu aller erst emotional (Habe ich ein gutes Gefühl dabei?), um dann diese Entscheidung mit rationalen Argumenten zu untermauern (Was bringt es mir zum guten Gefühl noch?). Daher: Erzeugen Sie Sehnsucht, nehmen Sie Ihr Publikum mit auf die Reise Ihrer Zielgruppe in eine bessere Welt, und malen Sie ein Bild zur Wirkung Ihres Projekts! Denn Bilder schaffen Wirklichkeit.
Storytelling - Erzählen Sie eine Geschichte
Am besten und nachhaltigsten erreichen Sie die Menschen mit Geschichten. In Geschichten erleben wir das Abenteuer mit und identifizieren uns mit der Heldin, dem Protagonisten. Geschichten lösen Empathie aus. Die Zuhörenden oder Lesenden werden in das Geschehen hineingezogen und erzeugen eigene Bilder im Kopf. Empathie entsteht.
Geschichten tragen die Botschaft, gehen ans Herz und bleiben im Kopf. Denn was wir mit einer Emotion verbinden, verankert sich leichter im Gehirn, als reine sachliche Informationen. Ob eine Vokabel, eine Matheformel oder eine Botschaft, ist sie mit einer Emotion verknüpft, erinnern wir uns oft noch Jahre danach daran. Warum wohl lernt man eine Fremdsprache leichter, wenn man in einen Menschen verliebt ist, der die Lernsprache als Elternsprache spricht?
Was macht einen guten Text aus, den alle gern lesen, dem alle gern zuhören und dessen Geschichte Bilder erzeugt? Dafür gibt es ein paar grundlegende Regeln:
Als erstes:
Schreiben Sie einfach und leicht! Das heißt nicht in „Kindersprache“, aber doch so, dass es ein Kind in der dritten Klasse verstehen könnte. Denn: Verschachtelte und verzwickte Texte liest niemand gern, auch wenn die Person der Inhalt noch so interessiert (Beim Zuhören ist es noch schwieriger zu folgen, denn ich kann ja nicht zurückblättern.). Leichte Texte sind die Texte, die Abkürzungen und Fachausdrücke zumindest einmal erläutern und knifflige und komplexe Sachverhalte verständlich und aktiv beschreiben (wie die Sendung mit der Maus).
Oder schauen Sie in die BILD-Zeitung. Man kann von den journalistischen Fähigkeiten der Mitarbeitenden dort halten, was man will, texten können sie: klar und verständlich, bildlich und Emotionen erzeugend. Nutzen Sie diese Art zu schreiben, um Gutes zu bewirken und Menschen für Ihr Anliegen zu begeistern!
In der Kürze liegt das Geheimnis (nicht „die Würze“, denn das wäre eine Phrase, die keine Spannung erzeugt.). Überfordern Sie niemanden mit Thomas Mannschen-Schachtelsätzen. Machen Sie lieber öfter einen Punkt! Schreiben Sie nur das Wichtige und lassen das Unwichtige weg! Und nutzen Sie kurze Wörter wie „nur" statt „lediglich", „mal" statt „gelegentlich", „oft" statt "mehrere Male".
John Steinbeck sagte einst: „Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer, sondern länger.“ Also: Lassen Sie Ihre Kurzatmigkeit nicht an Ihrem Publikum aus!
Bringen Sie Ihre Aussage auf den Punkt und geben ihrem Publikum
durch spannende Überschriften Orientierung im Text, in der Rede.
Streichen Sie Füllwörter wie: also, eigentlich, eher, ja, meistens, natürlich, nun, auch, quasi, doch, vielleicht, einmal, etwa (sofern es nicht im Sinne von „beispielsweise“ genutzt wird). Diese Wörter verändern den Sinn des Satzes nicht, blähen ihn jedoch unnötig auf. Ebenso wie Blähwörter: „in der Lage sein“ oder „die Möglichkeit haben“ = können, „die Absicht haben“ = beabsichtigen oder wollen, „Zielsetzung“ = Ziel oder Vision, „Begrifflichkeit“ = Begriffe, „Räumlichkeiten“ = Räume, „Fragestellung“ = Frage, „Aufgabenstellung“ = Aufgabe, „anstatt“ = statt, „zum jetzigen Zeitpunkt“ = jetzt etc.
Vermeiden Sie „ermordete Verben“!
Das sind Verben, die durch -ung, -keit-, -heit, -schaft etc. zu Substantiven wurden (Substantivierung). Diese können Sie nutzen, wenn Sie eine Doktorarbeit schreiben, nicht aber für Texte, bei denen das Publikum dabei bleiben und der Inhalt emotional bewegen soll. Statt: „bauliche Erweiterung“ - „Wir müssen anbauen“, statt: „Wir bitten Sie um Unterstützung für Kinder mit Behinderung“ - „Helfen Sie Kindern, sich zu entwickeln und schenken sie Chancen“. Lassen Sie die Verben leben! Und nennen Sie die Wirkung!
Nutzen Sie echte Adjektive! Adjektive mit -bar, -mäßig, -haft, -halber, -sam, -maßen schaffen Distanz statt Bildern, berühren nicht und binden nicht emotional. So löst man keine Handlung aus. Sagen oder schreiben Sie statt „bezahlbar" besser „ich kann es bezahlen", statt „Mir geht es gesundheitsmäßig gut" „Ich bin gesund"; „Das finde ich zweifelhaft" = daran zweifle ich, „sicherheitshalber" = um sicher zu gehen, „wirksam gestalten" = wirken und „folgendermaßen" = so (Das ist sogar 12 Buchstaben kürzer.).
Schreiben Sie lebendig, indem Sie
aktiv formulieren. Nicht: „Die Schaukel kann von Kindern genutzt werden“, sondern: „Kinder können hier schaukeln.“
Erzeugen Sie mit Details Bilder im Kopf (pars pro toto): Nennen Sie die Dinge beim Namen! Statt Möbel: Tisch, Stuhl, Bett etc., statt Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, …, statt Verpflegung: Kaffee, Kuchen, (vegan) belegte Brote etc., oder im ganzen Satz: „Die Amseln und Stare zwitscherten über den grünen Wipfeln der Buchen und Eichen und ein rotbraunes Eichhörnchen sprang von Ast zu Ast. Ich nahm einen tiefen Atemzug bis in den Bauch und fühlte, wie mich das Leben bis in die Fingerspitzen durchflutete.“ statt nur: „Der Wald lag idyllisch da und ich fühlte mich lebendig.“
Auch sogenannte
Inflationswörter wie Maßnahme, Kompetenz, Bedarf lösen
keine Bilder im Kopf aus. Wer eine Werbe-Maßnahme durchführt, der wirbt; Kompetenzen sind Empathie, gute Texte schreiben zu können, einen Perspektiv-Wechsel zu wagen etc.; und wer einen Bedarf an Geld, an Mobilitätsunterstützung, an Erholung hat, braucht Geld, Hilfe beim Gehen, einen freien Tag etc. (Und Bedarf ist wie Geld ein Singular-Wort. Vermeiden Sie also „Bedarfe" oder „Gelder".).
Formulieren Sie positiv: „Nichts unversucht lassen“ = alles versuchen, „ohne Aufwand“ = bequem, „ohne Risiko“ = sicher, „mühelos" = leicht, „Zögern Sie nicht!“ = Nutzen Sie die Chance! etc. - Wer positiv formuliert, vermittelt eine positive Haltung. Denn man kann nicht nicht denken. Höre ich „Es gibt keine Schwierigkeiten“, denke ich an Schwierigkeiten, höre ich „Es ist ganz einfach“, fühle ich mich leicht und beschwingt.
Und
sparsam sein mit
Infinitiven mit „zu“.
Der Satz „Unsere Käsekuchen machen schlank.“ fordert eher zum Kauf oder Nachbacken auf, als „Dieser Käsekuchen macht es Ihnen unmöglich, dick zu werden.“
Schreiben Sie ungewöhnlich, und weichen Sie von der Norm ab! Überraschen Sie Ihr Publikum, und erfinden Sie Wörter! Manche solcher Wörter haben es schon in den Duden geschafft, wie z. B. „unkaputtbar“.
Und
Sätze dürfen mit „und", „doch", „dass", „oder", „weil" etc. beginnen. Denn das, was am Anfang steht ist wichtig: „Dass wir eine Spende bekommen haben, liegt an unseren guten Texten." oder „Weil wir so gute Texte schreiben, erhalten wir immer wieder Fördermittel.".
Stellen Sie Fragen, zitieren Sie, reden Sie, rufen Sie dem Publikum etwas zu, kurz:
benutzen Sie viele Satzformen und direkte Rede! Das hilft, dass sich die Lesenden und Zuhörenden besser mit den Menschen in Ihrer Geschichte identifizieren können.
Stehende Wendungen,
Phrasen und Floskeln sparsam
nutzen - Stehen Sie auch „für Fragen jederzeit zur Verfügung“? Dann sollten Sie sich „warm anziehen“, denn demnächst „weht der kalte Wind“ der ununterbrochenen Anrufe und E-Mails in ihr Gesicht. Phrasen und Floskeln sind oft abgegriffen, erzeugen keine Spannung mehr, und manches Publikum kann sie missverstehen und womöglich wörtlich nehmen.
Kein Mensch ist „jederzeit verfügbar“ oder sollte überhaupt „zur Verfügung stehen“, und womöglich nicht alle verstehen das Bild vom kalten Wind und warmen Anziehen im Zusammenhang. Daher überprüfen Sie das Bild, das eine stehende Wendung erzeugt: Taugt es für das, was Sie sagen wollen? Wenn Sie „Nägel mit Köpfen machen“ wollen, dann lassen Sie Ihre Heldin, Ihren Held im Text doch besser „Lösungen finden, die schnell weiterhelfen“ und benennen Sie die Lösungen mit klaren Worten; wenn Sie „über den Tellerrand blicken“ wollen, „versetzen Sie sich in das Gegenüber“ und erläutern Sie, was Sie sehen mit klaren und lebendigen Worten.
Schreiben Sie für Ihr Publikum! Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers und stellen Sie diese Menschen in den Mittelpunkt! Mit verständlichen Texten werten Sie nicht nur Ihr Anliegen, Ihre Wirkung auf, sondern schätzen auch die Lesenden und Zuhörenden mehr wert. Das belohnen diese dann voraussichtlich mit einer weiteren Spende und Förderung.
Tun Sie, was Sie „möchten“, „würden“, „versuchen“ etc. auch!
„Die deutsche Sprache ist würdelos“, sagte mein Englischlehrer immer, denn im Englischen ist das anders. Dort sind die Konjunktivformen „would“, „could“, „might“ höflich gemeint, im Deutschen zeugen sie von Unsicherheit. Freuen Sie sich, statt es nur zu vermuten und danken Sie, statt es nur zu wollen: „Ich würde mich freuen“ = „Ich freue mich“. „Ich möchte Ihnen danken“ = „Ich danke Ihnen“. „Wir bewirken“ statt „Wir versuchen zu bewirken, dass…“ etc.: Das schafft Vertrauen und wirkt überzeugter und überzeugender.
Sie/Du- und Wir-Botschaften kommen besser an als Ich- bzw. Orga-Botschaften:
„Gemeinsam bewirken wir Glück“, statt: „Unsere Organisation sorgt dafür, dass die Menschen glücklich sind.“ Oder - noch schlimmer: „Von unserer Organisation wird versucht, dafür zu sorgen, dass Menschen vielleicht glücklich sind.“